From the collection’s archive, 4 July 2012
Mit der Sonderausstellung Credo – Meisterwerke der Glaubenskunst präsentiert die 2009 begründete Draiflessen Collection in Mettingen (Westfalen) ihre erste Kunst-Ausstellung. Die Ausstellung zeigt mehr als einhundert Exponate vom 14. bis 18. Jahrhundert – Leihgaben aus internationalen Museen und Sammlungen. Im Zentrum stehen die von scharfer Physiognomie und heroenhafter Darstellung geprägten Werke von Peter Paul Rubens und seinem Atelier. Um diese haben die beiden Kuratorinnen Ursula Härting und Alexandra Dern mehr als einhundert Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Zeichnungen sowie kunstgewerbliche Objekte europäischer Meister versammelt, unter ihnen Werke von El Greco, Antoon van Dyck und Jan Brueghel d. Ä.
Anspruch der Ausstellung ist es, eine Perspektive zu eröffnen, die ein Verständnis der Werke über ihre auch heute noch berauschende Bildgewalt hinaus ermöglicht. So erläutert die Ausstellung den religiösen Wert der Werke für die Menschen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, der sich heutigen Betrachtern häufig nicht mehr erschließt. „Wir laden dazu ein, diese sakralen Meisterwerke nicht allein aus der heutigen, sondern auch aus der damaligen, zeitgenössischen Perspektive zu betrachten“, so Alexandra Dern.
Damit erweisen die Ausstellungsmacherinnen den Werken jene zweifache Wertschätzung, die ihnen schon zur Zeit ihrer Entstehung entgegengebracht wurde: als sakrale Gebrauchskunst einerseits und als Kunstwerke mit eigenständigem ästhetischem Vermögen andererseits. So verwahrte beispielsweise der Bischof von Brügge eine Apostelfolge von Antoon van Dyck – ähnlich derjenigen, die in der Ausstellung aus Rubens’ Atelier gezeigt wird – in seinem Kunstkabinett.
„Der Betrachter des 21. Jahrhunderts ‚übersetzt‘ sakrale Kunst vergangener Zeiten beinahe zwangsläufig in die Jetzt-Zeit und bewertet nur das Kunstwerk“, so Ursula Härting. „Mit der Ausstellung möchten wir den Bildern ihre alte Sprache zurückgeben und bei unseren Besuchern das Verständnis für die Sprache des Glaubens wecken.“
Die Mehrheit der ausgestellten Werke stammt aus der Zeit nach dem Bildersturm des 16. Jahrhunderts. Damals setzte auf katholischer Seite eine umfängliche Produktion von Altären für die öffentliche Andacht und von Staffeleibildern für die private Glaubenspraxis ein. Diese dienten unter anderem der Vermittlung von Glaubensinhalten und leisteten den häufig lese-unkundigen Gläubigen Hilfestellung bei den Gebeten. „Die Exponate und der begleitende Katalog geben somit Einblick in die wiederentdeckte Frömmigkeitssprache hochrangiger Kunstwerke“, so Alexandra Dern.
Die Kuratorinnen wollen mit der Ausstellung bewusst auch einen wissenschaftlichen Diskurs anstoßen. „Die Bilder dieser Zeit transportieren mehr theologisches Wissen als wir heute entschlüsseln können“, so Ursula Härting. „Wir möchten mit dieser Ausstellung, die nur dank der vertrauensvollen Leihgaben aus internationalen Museen und Sammlungen möglich wurde, auch eine Einladung an die Wissenschaft aussprechen, dieses Thema weiter zu verfolgen.“