CODART, Dutch and Flemish art in museums worldwide

Goldenes Zeitalter: holländische Gruppenporträts aus dem Historischen Museum Amsterdam

Golden age: Dutch group portraits from the Amsterdam Historical Museum Exhibition: 9 September - 21 November 2010

While the Amsterdams Historisch Museum renovates its Civic Guard gallery, some of the Group Portraits will travel to Vienna and Munich to star in Golden age: Dutch group portraits from the Amsterdams Historisch Museum on show in the Kunshistorisches Museum Vienna from 9 September until 21 November and in the Alte Pinakothek Munich from 2 December until 13 February. Works from artists such as Adriaen Backer, Frans Badens, Ferdinand Bol, Gerbrand van den Eeckhout, Govert Flinck, Bartholomäus van der Helst, Nicolaes Eliasz Pickenoy and Dirck van Santvoort will be on display.

Publication

Hirmer-Verlag München will publish a catalog, edited by Marcus Dekiert and Karl Schütz with essays by Norbert Middelkoop, Maarten Hell, Marcus Dekiert and Georg Vasold and entries by Norbert Middelkoop, Judith van Gent, Bas Dudok van Heel and Volker Manuth.

Information from the museum, 3 August 2010

Das Gruppenporträt stellt eine herausragende holländische Bildform dar, die besonders in der seit dem späten 16. Jahrhundert aufblühenden Metropole Amsterdam Fuß fasste, außerhalb der Grenzen der Nördlichen Niederlande jedoch keine nennenswerte Verbreitung fand. Keine andere Bildgattung drückt das Wesen der holländischen Gesellschaft des “Goldenen Zeitalters” des 17. Jahrhunderts so vollkommen aus und spiegelt die sozialen Verhältnisse in den holländischen Städten und ihrer bürgerlichen Kultur vollkommen wider. Regelmäßig ließen sich Mitglieder des vermögenden Stadtbürgertums – das Spektrum reicht von Vertretern der oberen Mittelschicht bis hin zu den die Stadtregierung bestimmenden Patriziern – in voller Lebensgröße vereint darstellen, wie sie von Amts wegen gemeinsame Aufgaben wahrnehmen. Die niederländische Gesellschaft ist wesentlich vom Kalvinismus geprägt, der bürgerliche Tugenden förderte, wirtschaftlichen Erfolg zum Maßstab des Glaubens machte und gemeinschaftliche Führung nicht nur in den Kirchen, sondern auch im politischen Leben verlangte.

Drei Gattungen von Gruppenporträts lassen sich unterscheiden: die “Schützenstücke” sind die bekanntesten, sie zeigen die Offiziere der Schützenkompanien, die die Verteidigung der Stadt und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu ihren Obliegenheiten zu zählen hatten. Die zweite Gattung sind die “Regentenbilder”, die männliche wie weibliche Regenten als Vorsteher in den Leitungskollegien karitativer und sozialer Einrichtungen, wie Waisenhäuser, Altersheime, aber auch Zuchthäuser darstellen, die dritte Gattung umfasst “Gildenbilder”, die Obleute der Handwerkszünfte und Berufsgenossenschaften abbilden, unter denen vor allem die Chirurgen mit ihren Darstellungen anatomischer Demonstrationen herausragen.

Zugleich stellen Bildnisse von Menschengruppen, die durch eine gemeinsame Aufgabe oder Tätigkeit verbunden sind, für den Maler eine formale Herausforderung dar. Um die steife Eintönigkeit einer Aneinanderreihung von still stehenden Personen zu vermeiden, bemühten sich die Maler, durch Bewegung und Aktion die Darstellung lebendig zu gestalten. Die Porträtierten sind an einem Tisch versammelt, im Gespräch, oder in Bewegung dargestellt. Der bedeutende Wiener Kunsthistoriker Alois Riegl, einer der Begründer der “Wiener Schule der Kunstgeschichte” war der erste, der vor etwas mehr als 100 Jahren in seiner berühmten Abhandlung über das holländische Gruppenporträt die formalen und inhaltlichen Bedingungen dieser Bildgattung darstellte.

Der besondere Reiz dieser etwa 400 Jahre alten Gruppenporträts besteht nicht zuletzt in ihrem unmittelbaren Bezug zum heutigen gesellschaftlichen Leben. Entscheidungen durch Personengruppen in korporativer Form treffen zu lassen und damit Verantwortung zu teilen, stellte im 17.Jahrhundert in Europa, das weitgehend vom monarchischen und absolutistischen Prinzip geprägt war, eine Ausnahme dar. Heute ist es im wirtschaftlichen wie im politischen Bereich mit seinen Kommissionen, Vorständen, Kuratorien und Aufsichtsräten die Regel. Damit schlagen diese Bilder eine Brücke, die Vergangenheit mit unserer heutigen Lebenswelt unmittelbar verbindet.

Die Ausstellung umfasst 11 Bilder, die aus der “Schuttersgalerij” des Historischen Museums der Stadt Amsterdam (www.ahm.nl) kommen. Dieser Teil des Museums muß wegen notwendiger Bauarbeiten von August 2010 bis März 2011 geschlossen werden. Die Ausstellung wird in diesem Zeitraum im Kunsthistorischen Museum Wien (9.Sept. – 21. Nov. 2010) und in der Alten Pinakothek München (2. Dez. 2010 – 13. Feb. 2011) gezeigt. Zum ersten Mal werden damit holländische Gruppenporträts in größerer Zahl außerhalb ihres Entstehungslandes ausgestellt. Die Werke stammen von den Malern Adriaen Backer, Frans Badens, Ferdinand Bol, Gerbrand van den Eeckhout, Govert Flinck, Bartholomäus van der Helst, Nicolaes Eliasz Pickenoy und Dirck van Santvoort.

Die Ausstellung wird von Oberkonservator Dr. Marcus Dekiert, Referent für Holländische und Deutsche Barockmalerei, Bayerische Staatsgemäldesammlungen/AltePinakothek München und Dr. Karl Schütz, Direktor der Gemäldegalerie und stv. Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien gemeinsam kuratiert.

Zur Ausstellung erscheint im Hirmer-Verlag München ein von Marcus Dekiert und Karl Schütz herausgegebener Katalog mit Essays von Norbert Middelkoop, Maarten Hell, Marcus Dekiert und Georg Vasold. Die Katalognotizen werden von Norbert Middelkoop, Judith van Gent, Bas Dudok van Heel und Volker Manuth verfasst.

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