From the website of the Göttingen University Art Museum
Kunstsammlung der Universität. “Gott & die Welt” heißt die Schau, die von Studierenden des Kunsthistorischen Seminars erarbeitet worden ist.
Im 16. Jahrhundert hatten die reproduzierenden Künste in den Niederlanden Hochkonjunktur. Lange Zeit war Antwerpen das europäische Zentrum des Buch- und Graphik-Drucks, wie Kustos Dr. Gerd Unverfehrt in seiner Einführung hervorhob. Es gab dort regelrechte Bilderfabriken. Um genug Geld zu verdienen, mussten die Verlage hohe Auflagen absetzen. Deshalb war der Kupferstich – er erlaubt mehr als 1000 Abzüge von einer Platte – die bevorzugte Technik. Holzschnitt und Radierung treten dahinter zurück.
Schwerpunkte der Ausstellung – sie setzt zeitlich die Schau des vergangenen Jahres “Gerissen – gestochen” mit Graphik der Dürerzeit fort – sind die Künstler Lucas van Leyden, Pieter Breughel und Hendrick Goltzius. Die Darstellungen reichen von Reproduktionen antiker Skulpturen über Ruinenansichten aus Rom über biblische Themen bis hin zu Stoffen aus der Mythologie, Allegorien und vieles andere mehr. Dazu produzierten die Verlage auch Ornamentstiche für Kunsthandwerker sowie See- und Landkarten.
Darüber hinaus zeigt sich in den Darstellungen ein deutlicher Wandel: Landschaften, die früher vor allem bei Heiligenbildern den Hintergrund bildeten, sind jetzt selbstständiges Thema geworden. Ähnliches gilt für die Allegorien, aus denen sich die Genremalerei und das Stillleben entwickelt.
Eine große Bandbreite ist auch in der Qualität der Blätter auszumachen. Sie reicht von sehr sprechenden, lebendigen, anrührenden Menschendarstellungen – etwa der van Leyden zugeschrieben “Junge Mann mit Totenkopf” – bis hinunter zu handwerklich sauberen, aber uninspirierten Blättern wie dem “Badebordell”, das jegliche Sinnlichkeit vermissen lässt. Die Ausstellung vermittelt einen faszinierenden Einblick nicht nur in die niederländischen Bilderfabriken des 16. Jahrhunderts, sondern auch in das Lebens-Bezugssystem jener Zeit: Die Sujets sind so vielfältig, dass zur Ausstellung kein anderer Titel als “Gott & die Welt” passt.
Michael Schäfer (Göttinger Tageblatt vom Di, den. 12. 06. 07)
Publication
Gott & die Welt: niederländischen Graphik des 16. Jahrhunderts
Gerd Unverfehrt and art-history students of Göttingen University
Catalogue of an exhibition held in 2007 in Göttingen (Kunstsammlung der Georg- August-Universität) and in Sögel (Emslandmuseum Schloß Clemenswerth) and in 2008 in Emden (Ostfriesischen Landesmuseum Emden)
240 pp., 99 illustrations
Göttingen (Cuvillier-Verlag) 2007
ISBN-10: 3-86727247-6
ISBN-13: 978-3-86727247-6