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Johannes Vermeer: Der Geograph. Die Wissenschaft der Malerei

The geographer. The science of painting Exhibition: 14 February - 11 May 2003

Veranstaltungsort: Schloß Wilhelmshöhe

From the museum website

Johannes Vermeer van Delft (1632-1675) zählt zu den bekanntesten und gleichzeitig zu den rätselhaftesten Künstlern des 17. Jahrhunderts. Erst im 19. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt, zu einem Zeitpunkt also, als die berühmte Gemäldesammlung Landgraf Wilhelm VIII. längst zusammengetragen war. Darin liegt einer der Gründe, warum Johannes Vermeer in der Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister nicht zu finden ist.

Durch eine glückliche Fügung kann diese Lücke für eine gewisse Zeit symbolisch geschlossen werden. Um ein großes Ausstellungsprojekt unseres Kooperationspartners – das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt am Main – zu unterstützen, werden mehrere Hauptwerke Rembrandts verliehen. Den Staatlichen Museen Kassel bietet sich im Gegenzug die einmalige Chance, eines der Hauptwerke Vermeers im Kontext der Galerie zu präsentieren: Johannes Vermeers ‘Geograph’ (1669) aus dem Frankfurter Städel.

Dieses rätselhafte Bild erfährt in der Ausstellung und im begleitenden Katalog eine neue Deutung. Ausgangspunkt ist die immer wieder aufs Neue gestellte Frage, ob Vermeer eine Camera obscura verwendet hat, um die photographische Genauigkeit und spezifische Lichtdramaturgie seiner Bilder zu erzielen. Die Ausstellung thematisiert zum einen diese Wissenschaftlichkeit der Malerei. Neben einer historischen Camera obscura macht ein funktionstüchtiger betretbarer Nachbau das Prinzip für die Besucher erlebbar.

Zum anderen zeigt die Ausstellung, wie Malerei Wissenschaft darstellt. Den Mittelpunkt bildet Vermeers berühmter “Geograph”. Aber auch andere Gelehrte in ihren Stuben werden gezeigt. So sucht etwa Gerard Dous Astronom (Braunschweig) am Himmel nach der entscheidenden Inspiration, während Frans van Mieris’ “Alter Gelehrter” (Dresden) einzig mit einem Federkiel beschäftigt ist. Cornelis de Mans Geographen (Hamburg) betreiben Wissenschaft als diskursiven Prozeß. Und Alchimisten von Teniers und Wyck verkörpern eine fehlgeleitete Wissenschaft.

In der Gegenüberstellung von der Wissenschaft für die Malerei und der Wissenschaft in der Malerei eröffnet sich ein neuer, überraschender Blick auf Vermeer, seine Technik und sein künstlerisches Selbstverständnis. Für den Geographen kann ein programmatischer Anspruch nachgewiesen werden, der dem der berühmten ‘Malkunst’ (Wien) unmittelbar folgt.

Catalogue

Thorsten Smidt, Johannes Vermeer: der Geograph: die Wissenschaft der Malerei, Kassel (Staatliche Museen Kassel) 2003. 80 pages. Richly illustrated.