In European culture, nature is referred to by sonorous names: Mother Earth, Mother Nature, Gaia, etc. Almost always, nature is thought and portrayed as feminine. This has also been reflected in many pictures since the early modern period, which show nature as a mother and breadwinner, educator, magician and guardian of the world. The exhibition combines ca. 100 engravings from the art collection of the University of Göttingen with loans from several German universities and private collections.
The exhibition is curated by Maurice Saß and Iris Wenderholm, with the assistance of university students.
The catalogue Mutter Erde. Vorstellungen von Natur und Weiblichkeit in der Frühen Neuzeit, edited by Maurice Saß and Iris Wenderholm is published by Michael Imhof Verlag (Petersberg, 2017).
Mutter Erde
In der europäischen Kultur wird die Natur mit klangvollen Namen bezeichnet: Mutter Erde, Frau Natur, Gaia. Fast immer wird dabei die Natur als weiblich gedacht und dargestellt. Dies findet auch in vielen Bildern seit der Frühen Neuzeit seinen Niederschlag, welche die Natur als Gebärin und Ernährerin, Erzieherin, Magierin und Hüterin der Welt zeigen. Die antike, kleinasiatische Fruchtbarkeitsgöttin Diana Ephesia war hier das meist bemühte Vorbild, die – mit vielen Brüsten ausgestattet – Produktivität und Vielfalt der Natur symbolisieren sollte. Zugleich wurden im europäischen Denken gängige Ansichten darüber, was weiblich sei und wie sich Frauen zu verhalten hätten, durch Naturprinzipien legitimiert: Frauen galten als das “natürlich” schwächere Geschlecht und ihre Gebärfähigkeit wurde als naturgegebenes Lebensziel vorausgesetzt. Letztlich spiegeln sich diese Vorstellungen auch noch in modernen Begriffsfindungen wie “working mum” wider, in der die – scheinbar als nicht selbstverständlich zu verstehende – Verknüpfung von erwerbstätigem Arbeiten und dem Aufziehen von Kindern als dem eigentlich “typisch” weiblichen Betätigungsfeld vollzogen wird. Diese Vorstellungen und Projektionen werden in vielen Beispielen frühneuzeitlicher Druck- und Buchgraphik ins Bild gesetzt. Die Kupferstiche aus Göttinger und Hamburger Beständen können dabei ein reiches Tableau liefern: Die Ausstellung zeigt unter ihren fast 100 Exponaten Werke nach Maarten van Heemskerck, Hendrick Goltzius, Peter Paul Rubens ebenso wie Titelblätter antiquarischer, kunstgeschichtlicher, naturkundlicher und philosophischer Texte von Cesare Ripa, Athanasius Kircher, Joachim von Sandrat sowie Georges Louis de Buffon. Die Ausstellung vereinigt Werke der Kunstsammlung der Universität Göttingen mit Leihgaben aus der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingenm, der Kupferstichsammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der Fachbereichsbibliothek Kulturwissenschaften der Universität Hamburg sowie aus Privatbesitz.