CODART, Dutch and Flemish art in museums worldwide

Rembrandt: seine Epoche, seine Themen, seine Welt

Rembrandt: his age, his themes, his world Exhibition: 26 November 2005 - 26 March 2006

Rembrandt, Study sheet with three women, St. Gallen

Rembrandt, Study sheet with three women, Bartsch 368

Organizer

Kunstverein St. Gallen Kunstmuseum

Curator

Roland WĂ€spe, director of the St. Gallen Kunstmuseum

Information from Kunstverein St. Gallen

Rembrandt zĂ€hlt zu den Grossen der Kunstgeschichte. LĂ€ngst ist sein Name Inbegriff des Goldenen Zeitalters, jener einzigartigen BlĂŒtezeit Hollands im 17. Jahrhundert, als die junge Nation zur fĂŒhrenden See- und Handelsmacht wurde und buchstĂ€blich tausende von Malern kĂŒnstlerische Höchstleistungen in nie gekannter Breite vollbrachten.

1606 in der UniversitĂ€tsstadt Leiden geboren, wo er auch sein erstes Atelier als ausgebildeter Maler bezog, war Rembrandt Harmensz. van Rijn von 1632 bis zu seinem Tod 1669 in der Handelsmetropole Amsterdam tĂ€tig. Wie sein flĂ€misches Pendant Peter Paul Rubens fĂŒhrte er eine einflussreiche “Akademie” mit zahlreichen SchĂŒlern und florierendem Werkstattbetrieb. Rembrandts Schaffen ist in seinem gestalterischen und thematischen Reichtum unĂŒbertroffen, und nirgends werden seine Experimentierlust, Innovationskraft, technische Brillanz und ProduktivitĂ€t so anschaulich wie im umfangreichen Werkkomplex der Radierungen.

Nicht nur erweitern die Radierungen wesentlich das motivische Spektrum von Rembrandts Malerei, sie machen auch die “Genese des Bildes” nachvollziehbar, indem frĂŒhe AbzĂŒge ein und derselben Druckplatte das betreffende Sujet in verschiedenen BearbeitungszustĂ€nden dokumentieren. In Rembrandts HĂ€nden, in der Umsetzung seiner berĂŒhmten Hell-Dunkel-Manier in das Medium der Radierung, wurde die Ätztechnik erst zum kĂŒnstlerischen Ausdrucksmittel par excellence – und dies in noch nie da gewesener und kaum je wieder erreichter IntensitĂ€t der Darstellung und Dramatik der LichtfĂŒhrung. So wird denn auch verstĂ€ndlich, weshalb Rembrandt nach seinem Tod und bis ins 19. Jahrhundert als Radierer mehr bewundert wurde denn als Maler.

Dem Kunstmuseum St.Gallen bietet sich die einzigartige Möglichkeit, aus der hervorragenden, bisher noch nie öffentlich gezeigten Privatsammlung des Stahlunternehmers Dr. Albert W. Blum (Mannheim 1882–1952 ZĂŒrich) eine reprĂ€sentative Ausstellung ĂŒber Rembrandts meisterhafte Radierkunst zu realisieren. Die in jahrzehntelanger Aufbauarbeit zusammengetragene Kollektion verfĂŒgt ĂŒber viele der zentralen HauptblĂ€tter in frĂŒhen DruckzustĂ€nden von seltener QualitĂ€t, und sĂ€mtliche Motivgattungen sind in grösseren Werkgruppen vertreten. Neben den Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament, die in Rembrandts Bildwelt eine herausragende Stellung einnehmen, finden sich die frĂŒhen Bettler- und sonstigen Alltagsdarstellungen. Im Bereich der Bildnisse fallen vor allem die charakteristischen Studienköpfe mit ihrem differenzierten Mienenspiel und namentlich die Selbstbildnisse auf, in denen der KĂŒnstler seine markante Physiognomie in den verschiedensten GemĂŒtsbewegungen (Affekten) “erforschte”. Ein besonderes Schwergewicht bilden schliesslich die Landschaften, ein Hauptthema der hollĂ€ndischen Malerei im 17. Jahrhundert, das Rembrandt in den GemĂ€lden eher wenig, in den Radierungen dagegen umso vielfĂ€ltiger bearbeitet hat.

Die Ausstellung zeigt Rembrandts einzigartige Graphik in thematischen Werkgruppen. Diese ikonographischen Spuren nehmen prĂ€zis ausgewĂ€hlte GemĂ€lde von SchĂŒlern und Zeitgenossen Rembrandts auf. Die gezeigten Tafelbilder bilden starke visuelle Eckpunkte, sie fĂŒhren aber auch durch den Vergleich vor Augen, wie bildhaft und “farbig” die Lösungen sind, die Rembrandt im schwarzweissen Medium der Druckgraphik gefunden hat.