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Rembrandts Berliner „Susanna und die beiden Alten“. Die Schaffung eines Meisterwerks

3 March - 31 May 2015

Rembrandts Berliner „Susanna und die beiden Alten“. Die Schaffung eines Meisterwerks

The Creation of a Masterpiece. Rembrandt's Berlin 'Susanna and the Elders' Exhibition: 3 March - 31 May 2015

Information from the curators (in German)

See below for information from the museum in English.

Im Fokus der Kabinettausstellung von Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett steht der Entstehungsprozess des Gemäldes „Susanna und die beiden Alten“ von Rembrandt, einem der großen Meisterwerke des Künstlers in Berlin. Das Thema ist die alttestamentliche Geschichte der Susanna, der tugendhaften Frau eines reichen Mannes, die beim Bade in ihrem Garten von zwei alten Richtern beobachtet und durch verleumderische Erpressung zur Unzucht gedrängt wird (der sich Susanna verweigert). Für die Verwirklichung dieses besonderen Werkes bedurfte es insgesamt dreier Anläufe, bevor es 1647 von Rembrandt vollendet wurde. Der langwierige, sich wahrscheinlich über mehr als 12 Jahre hinziehende Malprozess wurde begleitet von einem regen Austausch innerhalb der Werkstatt. Eine erstaunliche Vielzahl von Zeichnungen und Ölstudien belegen die intensive Auseinandersetzung des Meisters und seiner Schüler mit diesem Thema. Doch der heutige Zustand des Gemäldes entspricht nicht der von Rembrandt vollendeten Fassung. Wie sich erst jetzt herausstellte, wurde das Bild später noch einmal umfassend überarbeitet, vermutlich von Sir Joshua Reynolds, dem einflussreichsten englischen Maler des 18. Jahrhunderts.

Drei Versionen eines Bildes

Bereits um 1630 beschäftigte sich Rembrandt mit der alttestamentarischen Geschichte der Susanna. Davon zeugt zumindest ein kleines Susanna-Gemälde dieser Zeit, bei der es sich nach neuesten Untersuchungen der Gemäldegalerie um ein umfangreich überarbeitetes Frühwerk Rembrandts handeln dürfte (Abb. 1). Um 1635 griff Rembrandt dieses Thema erneut auf und schuf die erste Version seiner großformatigen Darstellung „Susanna und die beiden Alten“ (Abb. 2). Dieses Bild wurde dann zweimal vom Meister verändert. Die Gründe hierfür kennen wir nicht. Aufgrund der neuesten kunsttechnologischen und kunsthistorischen Untersuchungen des Gemäldes ist es heute möglich, die drei im Laufe der Zeit entstandenen Versionen von Rembrandts Hand zu rekonstruieren und damit die Entwicklung des Bildes bis in Details hinein nachzuvollziehen.

Das Susanna-Thema im Werkstattzusammenhang: Vorbilder, Zeichnungen und Studien

Der langwierige Schaffensprozess des Werkes und die intensive Auseinandersetzung mit dem Susanna-Thema lassen sich, neben technischen Aufnahmen, die einen Einblick in die Bildgenese des Gemäldes erlauben, auch durch eine Vielzahl an Studienblättern und Zeichnungen aus Rembrandts Werkstatt nachvollziehen. Es zeigt sich, wie dicht sich Rembrandt zunächst noch an dem Vorbild seines Lehrers Pieter Lastman orientierte, dessen Gemälde „Susanna und die beiden Alten“ sich ebenso wie die von Rembrandt angefertigte Rötelstudie nach diesem Bild im Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin befinden. Das Kupferstichkabinett verfügt zudem über ein erstaunlich umfangreiches Konvolut an Studien und Zeichnungen von Rembrandt bzw. seiner Werkstatt zum Thema der Susanna, darunter auch die Kreidezeichnung eines sitzenden Aktmodells von ca. 1647, auf die Rembrandt für die Endfassung seines Susanna-Gemäldes zurückgriff (Abb. 3). Ergänzend werden wenige Leihgaben die Vielfalt der Darstellungen des Susannenthemas im Rembrandtkreis beleuchten. Anhand dieses aufschlussreichen Materials wird offensichtlich, dass Rembrandt die verschiedenen Versionen seines Susanna-Gemäldes im intensiven Austausch mit seinen Schülern kontinuierlich weiterentwickelte.

Reynolds korrigiert Rembrandt

Ein Reproduktionsstich von Richard Earlom nach der Berliner „Susanna und die beiden Alten“ aus dem Jahr 1769 dokumentiert die Version des Bildes, die Rembrandt 1647 der Nachwelt hinterließ. Der Vergleich mit dem Originalgemälde offenbart schnell, dass an dem Gemälde nach 1769 nochmals umfangreiche Überarbeitungen vorgenommen wurden. Zum großen Erstaunen fanden sich bisher nicht erkannte, umfangreiche Überarbeitungen des Gemäldes aus dem 18. Jahrhundert, die sehr wahrscheinlich Sir Joshua Reynolds vornahm, als sich das Bild von 1769-1792 in seinem Besitz befand. Reynolds änderte und eliminierte dabei nicht nur Details des Gemäldes. Er griff weitreichend in die Erscheinung des Werkes ein, indem er ganze Partien auswischte bzw. dünnte und anschließend neu anlegte. Reynolds war überaus interessiert an Gemälden der Alten Meister, und seinen Umgang mit diesen würde man heute wohl als respektlos bezeichnen. Reynolds „restaurierte“ regelmäßig Gemälde und erwarb Alte Meister unter anderem, um deren maltechnischen Aufbau, mitunter durch das vollständige Abtragen aller Farbschichten, zu studieren. Im Falle des Susanna-Gemäldes waren Restaurierungen oder Überarbeitungen jedoch sicherlich nicht notwendig. Es ist daher zu vermuten, dass Reynolds seine Arbeiten an dem Gemälde als eine Art von Verbesserung verstand.

Das Ergebnis der engen wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett wird in einer gemeinsamen Kabinettausstellung gezeigt werden, deren Verwirklichung sich durch den reichen Bestand von Werken und durch die neuesten Forschungsergebnisse in den Staatlichen Museen zu Berlin geradezu aufdrängt.

Information from the museum

Among the many important works by Rembrandt in the Gemäldegalerie’s possession is his masterpiece ‘Susanna and the Elders’. The painting’s theme is the Old-Testament story of Susanna, the virtuous wife of a rich man, who is observed bathing by two lecherous old judges who blackmail her to grant them sexual favours (which Susanna refuses). Rembrandt painted the Berlin painting in three stages. He started the panel painting sometime around 1635 and only completed it twelve years later, in 1647.

The original inspiration for the work was a drawing he made after a painting by his teacher, Pieter Lastman. He made more studies at each stage of the pentimenti (alterations to the composition). During this time, the story of Susanna was also a subject in his workshop as a whole, as seen in numerous depictions of her in drawings by his pupils. The exhibition is jointly organized by the Gemäldegalerie and Kupferstichkabinett and takes a closer look at the pentimenti. Also on display are the variations on the theme made by Rembrandt’s pupils. Technical analysis and research have also delivered sensational findings: we now know that significant changes were made to the painting by the English artist and collector Sir Joshua Reynolds, who owned the painting at one point.

Venue: ‘Cabinet’ in the Gemäldegalerie

Rembrandt van Rijn (1606-1669), Susanna and the Elders, 1647
Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin