Samuel Jessurun de Mesquita (1868-1944)
Self-portrait with walking stick, hat and cigar, 1935
The Hague, Gemeentemuseum Den Haag
Die Ausstellung mit über 100 Zeichnungen und druckgraphischen Blättern stellt mit Samuel Jessurun de Mesquita (Amsterdam 1868-1944 Auschwitz) eine der herausragenden niederländischen Künstlerpersönlichkeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstmals in Deutschland vor. De Mesquitas Anfänge lagen bei der angewandten Kunst. Erst nach und nach fand er zur Druckgraphik, einem Metier, in dem er sich schließlich, auch im internationalen Vergleich, als sehr eigenwillige und ganz und gar unverwechselbare Künstlerpersönlichkeit erweisen sollte.
Während seiner Tätigkeit unter anderem an der Akademie in Amsterdam entwickelte sich Samuel Jessurun de Mesquita zu einem bedeutenden Lehrer, der Generationen von niederländischen Künstlern beeinflusst hat. Von Symbolismus und Jugendstil ausgehend, fand er vor allem in den zwanziger Jahren zu einer ganz eigenen Bildsprache und Bildwelt, in der expressionistische Tendenzen, seine ihm eigene Experimentierfreude und seine Imagination eine unverwechselbare Synthese eingehen. Dabei lotet er die Möglichkeiten der verschiedenen druckgraphischen Verfahren, vor allem des Holzschnitts, geradezu obsessiv aus.
Parallel zur Druckgraphik mit ihren einfühlsamen Porträts wie ihren wunderbar stilisierten Tier- und Pflanzendarstellungen – in den Niederlanden wurde der Künstler vor allem durch diese Arbeiten populär – entstand aber noch ein ganz anderes Werk mit sehr eigenwilligen Phantasieszenen, deren teilweise skurriles Personal der Welt der Träume und Albträume zu entstammen scheint. Gerade die Wechselwirkung dieser beiden – für sich genommen bereits attraktiven – Stränge in seinem Schaffen macht den Künstler auch für unsere Zeit faszinierend.
Seine Zugehörigkeit zu einer Amsterdamer jüdisch-sephardischen Familie ursprünglich spanisch-portugiesischer Abstammung führte 1944 zur Verhaftung de Mesquitas durch die deutschen Besatzer und zur Deportation nach Auschwitz, wo der Künstler und seine Familie kurz danach ermordet wurden.
Es war schließlich sein berühmtester Schüler, M.C. Escher, der viele Werke seines Lehrers nach dessen Deportation aus dem verlassenen Atelier rettete und nach 1945 verschiedene monographische Ausstellungen in niederländischen Museen initiieren konnte. Escher charakterisierte seinen Lehrer so: „Sein Werk zeichnet sich dadurch aus, nur von wenigen geschätzt und verstanden zu werden. Er ging stets seinen eigenen Weg, eigenwillig und aufrecht; nur in geringem Maße wurde er von anderen beeinflusst, er selbst jedoch übte einen starken Einfluss auf das Werk von Jüngeren aus. Die meisten derer, die seinen Einfluss erfahren hatten, haben sich ihm allerdings früher oder später entzogen. Daher hat er keine Schule begründet, wodurch seine starke, einsame Persönlichkeit noch faszinierender wird.“
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (EUR 12,-). Den einführenden Text verfasste Jonieke van Es vom Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam, die das Werkverzeichnis des Künstlers sowie eine umfangreiche monographische Ausstellung (S.J. de Mesquita, Striking Simplicity – Indrukwekkende eenvoud, Gemeentemuseum Den Haag, 10. Dezember 2005 – 12. März 2006) erarbeitet hat und als die beste Kennerin seines Werks gilt.
Die Wanderausstellung wird von der Botschaft des Königreichs der Niederlande in Deutschland gefördert (www.niederlandeweb.de).