Jan Asselijn (1604/10-1652), Coast with riders resting, ca. 1651-52
Vienna, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste
Museum information
From 9 November, the Gemäldegalerie of the Akademie der bildenden Künste in Vienna will present Traum vom Süden: die Niederländer malen Italien (Dreaming of the south: The Dutch paint Italy). The exhibition’s theme is the longing of northern Europeans for “the South” as the epitome of gaiety, warmth and carefree living in a utopian Arcadia, for which the real land of Italy supplied the paradigm. In the history of European art it was above all Dutch painters who established the long-standing tradition of traveling beyond the Alps, from which the tradition of painting in the “Italianate” style developed. These cheerful landscapes of southern shepherds and mythological and historical themes – inspired by Italy but ultimately springing from the artists’ imaginations – enjoyed great popularity among the public at home. Even today, the artistic merit of this aspect of Dutch art is still not properly appreciated – hence this exhibition.
Nowadays, Dutch art of the Golden Age is more than ever associated with the seemingly realistic glimpses of bourgeois domestic life that artists such as Rembrandt and Johannes Vermeer have left us. The 17th-century public, however, saw things differently, distinguishing between a “dark”
style of painting – referring to Rembrandt and a host of “tonal” Dutch landscape pictures – and a “bright” style, the Italianate landscapes and populated scenes initially inspired by Italy and Rome that translated the sun-drenched world of the south into brighter colors.
The Akademie’s collection comprises a large number of these Italianate Dutch paintings, and the show will bring them together with those in the Prince of Liechtenstein’s collection. Additional highlights are numerous loans from home and abroad, in particular from Polish collections and from Sibiu, which will here be shown for the first time in Austria.
From the museum website
Seit der Renaissance blickten die Künstler aus dem Norden Europas sehnsuchtsvoll nach Italien, nach dem Land der Antike, der Wärme und des goldenen Lichts. Ein großer Teil der flämischen und holländischen Maler reiste daher auch im 17. Jahr-hundert in den Süden, nach Rom – in die Ewige Stadt, zum Nabel der antiken Welt.
Auf die ersten Generationen der nach Italien Reisenden übte vor allem die Antike, deren Kunstwerke eben erst ausgegraben wurden, eine magische Anziehungskraft aus. Die nordischen Künstler des 17. Jahrhunderts hingegen interessierten sich weit mehr für vom Sonnenlicht durchtränkte Landschaften und für die dem Niederländer exotisch vorkommende Bevölkerung in den engen Gassen und malerischen Plätzen von Rom. Sie kehrten mit neuen Ideen für Licht durchflutete, sonnige Landschaften wieder nach Hause zurück. Mit ihren Errungenschaften hatten sie in ihrer Heimat große Erfolge: Die Holländer liebten diese “italianisanten” Landschaften sehr, über Jahrzehnte hin waren sie heiß begehrt auf den Kunstmärkten – sie waren “Mega-Seller” des 17. Jahrhunderts!.
Die Ausstellung der Gemäldegalerie der Akademie widmet sich mit rund 100 zauberhaften Gemälden jenen Künstlern aus Flandern oder Holland, die sich seit dem späten 16. Jahrhundert auf die Reise nach Rom machten. Sie entfaltet sich in 8 Themenkreisen und widmet sich der Entdeckung der Antike, der Entstehung der Lichtmalerei, den Landschaften der Götter, der italienischen Ideallandschaft aus holländischer Sicht, den malerischen Hinterhöfen der Ewigen Stadt, der trinkfreudigen holländischen Malerkolonie in Rom, sowie Hafenbildern und Küstenlandschaften als Spiegel der Sehnsucht nach der Ferne und letztlich den klassizistisch-pathetischen Tendenzen in der italianisanten Landschaftsmalerei. Sie gibt ein Bild vom Reisen in fremde Länder, sie zeigt wunderschöne Gemälde mit in Sonnenlicht getauchten Landschaften. Sie zeigt Bilder von der Besessenheit und dem Bildungshunger, mit denen man nach den Resten der Antike im Staube Roms suchte: in solchen Bildern “sammelte” man geradezu umfassendes Wissen und Kenntnis vom alten Rom. Dies illustrieren auch einige rare, aus Kork gefertigte Modelle der antiken Monumente in verkleinertem Maßstab, die der Ausstellung ergänzend integriert werden.
Vor allem aber erfreut die Ausstellung mit Bildern feinst gemalter, weiter Landschaften im warmen Sonnenlicht, in denen mit Vieh und Hirten vor den Hinter-grund von Ruinen antiker Bauten gesetzt sind oder auch – gleichsam versetzt in ein Retro-Bild, im Arkadien der griechischen Mythologie – nackte Nymphen von Satyrn verfolgt werden.
Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, die selbst sehr reich an italianisanten Landschafts- und Genrebildern ist, da dieses Spektrum der nieder-ländischen Malerei den aristokratischen Sammlern des 18. Jahrhunderts besonders gefiel, hat diese Ausstellung in Kooperation mit den Fürstlich Liechtensteinschen Sammlungen konzipiert.
Damit gibt die Ausstellung “Traum vom Süden” dem Publikum Gelegenheit, die praktisch unbekannten Gemälde dieser Stilrichtung aus der Sammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein zu sehen. In Ergänzung dieser Bestände kommen prachtvolle Leihgaben aus europäischen Museen, darunter das Mauritshuis Den Haag, die Koninklijk Musea voor schone Kunsten in Brüssel und Antwerpen, dem Boyman van Beuningen Museum, dem Rijksmuseum in Amsterdam, aus den Häusern in Kassel, Leipzig und Dresden sowie aus Warschau, Posen, Krakau und Sibiu. von denen Mehr als 50 Gemälde sind erstmals in Wien zu sehen- rund die Hälfte davon wieder sind überhaupt Neuentdeckungen. In diesem Sinne kann die Ausstellung zu weiten Teilen als innovativ zum Thema “italianisante” niederländische Malerei bezeichnet werden. Mit dieser umfangreichen Ausstellung holt die Gemäldegalerie der Akademie der bil-denden Künste den Traum vom Süden ins winterliche Wien – eine Einladung zum Schauen und Genießen!
Publication
Traum vom Süden: die Niederländer malen Italien
Renate Trnek
Catalogue of an exhibition held in 2008 in Vienna (Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste) and Vaduz (Kunstmuseum Liechtenstein)
348 pp., 28.7 x 25 cm., 107 illustrations in color, hardbound
Ostfildern (Hatje Cantz Verlag) 2007
ISBN 978-3-7757-2105-9