From the museum website, 3 August 2010
Wie kaum ein anderes Medium eignet sich die künstlerische Landschaftsdarstellung dazu, die Rolle des Individuums in der Welt bzw. den Blick des Einzelnen auf seine jeweilige Umwelt zu reflektieren: Landschaftssicht ist immer auch Weltsicht.
In diesem Sinn sind Werke der Landschaftskunst kaum jemals als bloße Abbilder einer tatsächlichen Landschaft zu verstehen. Vielmehr bündeln sich in ihnen kollektive und individuelle Perspektiven und offenbaren sich gesellschaftliche Modellvorstellungen ebenso wie private Wünsche, Ängste und Sehnsüchte. Jeweils aktuelle gesellschafts- und kulturgeschichtliche Entwicklungen werden dabei zuweilen differenziert gespiegelt oder sogar vorweggenommen; in anderen Fällen entstehen träumerische, melancholische oder kritische Gegenbilder zur jeweils erlebten Realität.
Im Laufe der Jahrhunderte vollziehen sich in dieser Sicht auf die Welt Wandlungen, Brüche und oft überraschende Umwälzungen, denen in der Ausstellung ein besonderes Augenmerk gelten soll. Es geht dabei nicht darum, einen (weiteren) Überblick zur Geschichte der Landschaftsmalerei zu bieten und die bekannten Entwicklungslinien noch einmal nachzuzeichnen. Geleitet von der Fragestellung, inwieweit Landschaft sich als Resonanzraum für individuelle Befindlichkeiten und gesellschaftliche Strömungen verstehen lässt, werden neben bekannten und etablierten künstlerischen Positionen vielmehr auch Formulierungen jenseits des gängigen Kanons in den Blick genommen.
Die Ausstellung beginnt mit Werken der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, in der sich ein zunehmendes Bewusstsein für die erlebte und erlebbare Umwelt abzeichnet, und endet in der aktuellen Gegenwart. Nach den Krisen- und Katastrophenerfahrungen des 20. Jahrhunderts und angesichts der nicht mehr zu leugnenden globalen Bedrohung der natürlichen Umwelt scheint vielfach nur noch ein indirekter, gebrochener Blick auf Landschaft möglich und glaubwürdig. Ein solcherart desillusionierter Blick lässt Entwicklungen vergangener Epochen wiederum in neuem, möglicherweise schärferem Licht erscheinen und kann neue Sichtweisen eröffnen.
Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile:
8. Mai – 29. August 2010 (Schwerpunkt Malerei)
4. September – 21. November 2010 (Schwerpunkt Fotografie, Objekt, Video)
Ein umfangreicher Katalog begleitet und dokumentiert die Ausstellungsreihe. Auf 360 Seiten enthält die Publikation ca. 180 Abbildungen sowie Textbeiträge von Karen van den Berg, Silke von Berswordt-Wallrabe, Peter Forster, Richard Hoppe-Sailer, Angeli Janhsen, Tanja Michalsky und Beate Söntgen.
Kurztexte zu einzelnen Werken und Künstlerpositionen wurden von Studierenden des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität Bochum, der Zeppelin University Friedrichshafen und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verfasst.
Ausstellungskonvolut
Das Konvolut umfasst ca. 160 Werke, darunter:
Werke der holländischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts
(u. a. Gemälde von Aelbert Cuyp, Jan van Goyen, Meindert Hobbema, Joos de Momper, Aert van der Neer, Jacob van Ruisdael, David Teniers, David Vinckboons, Sebastian Vranckx, Adam Willaerts, Philips Wouwerman)
Europäische Malerei des 18./19. Jahrhunderts
(u. a. Willem van Bemmel, Camille Corot, Gustave Courbet, Francesco Foschi, Jan van Os, Georg Anton Rasmussen, Ilya Repin, Christian Rohlfs)